Dienstag, 14. Juni 2011

LZ: Berlin fährt Rad


Radfahren ist in Berlin „in“. Kinder fahren laut in die Schule, Studenten mit vielen Bücher zur Uni, Erwachsene in Anzug oder Frauen mit Rock zur Arbeit, Rentner ruhig einkaufen, ganze Familien machen Fahrradausflüge. Vielleicht sind in Berlin sogar die Babys einfach auf dem Fahrrad geboren. Alle zusammen fahren dann ins Kino, Freunde besuchen, in die Galerie oder Kaffee trinken. Es ist egal wer, wann und wohin, die Hauptsache ist das Fahrrad! 
Fürs Radfahren muss man in Berlin gar nicht „das beste Fahrrad ever“ besitzen, eigentlich ist es hier sogar ganz „cool“, mit einem Schrottfahrrad herum zu fahren. Auch ganz neue und teure Fahrräder sollen möglichst „retro“ wie ein altes Schrottfahrrad aussehen. Die ganze Stadt ist von Radwegen durchzogen und auch die Autofahrer sind rücksichtsvoll.
Und die Ausstattung des Fahrrads? Das wichtigste ist ein dickes Schloss zu besitzen. Sehr oft kostet das genauso viel Geld wie das ganze Fahrrad. Und sonst? Ein Licht, eine laute Klingel, ein Korb und das war´s. Oft muss man das Fahrrad auf der Straße, vor der Uni, am U-Bahnhof oder an der Kneipe stehen lassen und man einfach will nicht, dass es geklaut werden könnte. 
Und die Berliner haben ihre Liebe zum Fahrrad auch dieses Jahr mit einer regelmäßigen „Sternfahrt“ an einem sonnigen Sonntag im Juni manifestiert. Unter dem Motto „Freie Fahrt für freie Räder“ haben mehr als 100.000 Radfahrer in Berlin und Brandenburg in die Pedale getreten, um für noch mehr Verständnis für Radfahrer zu werben. Die Autofahrer hatten Pech, denn ganz viele Hauptstraßen waren gesperrt. Sogar die Autobahn war nur für die Radfahrer reserviert.  
An diesem Sonntag war besonders klar, dass Berlin viel und gern Rad fährt.



(LZ, Nr. 12/2011)

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